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ANDREAS STEINER, ROGER SCHÜEBER UND THOMAS KISTLER , 24.07.2020

Bike4Plausch, das sind Andi und unser Roger, haben sich mal auf höhere Gebiete gewagt als nur im Zürcher Oberland. Mit dabei war auch unser Thomas. Somit wurde es schon fast ein kleiner LINGS-Ausflug.

Fertig. Schluss. Aus. Nix mehr Bachtel. Schluss mit Hörnli. Fertig mit Lustig. (Nein, das ist kein Berg im Zürcher Oberland). Wir müssen «an die Säcke». Und. Zwar. Sofort. Keine Ausreden mehr. Schliesslich bleibt uns nur noch ein Jahr bis zu unserer Alpendurchquerung. Höchste Zeit also, die Schlagzahl zu erhöhen. Und die Kadenz. Und unsere Ambitionen. Und das fahrerische Können. Und unseren Mut. Und vielleicht die Anzahl Höhenmeter. Und … Und … Und … Unser Radius wird auch grösser. Punkt. Das ist ein unumstösslicher Fakt. Leider liegt das nicht daran, dass wir trainiert hätten wie Besessene. Hallo? Wir sind immer noch Roger und Andi. Grund ist viel mehr, dass Roger stolzer Besitzer eines neuen, schicken Autos ist, dem ein noch schickerer und äusserst praktischer Biketräger an der Anhängerkupplung montiert werden kann. So ist nun nicht mehr Rüti sowohl Start wie auch Ziel unserer Touren. Nein, unser «Spielplatz» umfasst nun quasi die ganze Schweiz.

Früh sonntagmorgens mit noch kleinen Augen trafen wir uns, montierten flugs unsere Bikes und sausten los Richtung Innerschweiz, genauer nach Stans. Dort angekommen bekam das Bike4Plausch-Team Verstärkung durch Thomas, Rogers Arbeitskollegen. Zugegeben: Ganz «vergiftete» Biker hätten ihre Hintern gleich im Obwaldner Hauptort in die Sättel gewuchtet und wären die Rampen nach Engelberg bereits hochgekeucht. Ein Glück sind wir das NICHT! Puuuhhh… Stattdessen bestiegen wir geschmeidig das Veloabteil des Zugs und liessen uns bequem und mit Atemschutzmaske «bewaffnet» in den Bergort hochkutschieren.

Höhenmeter kann jeder. Wir können auch Tiefenmeter.

Natürlich hätten wir die 1200 Höhenmeter vom weltbekannten Skidorf zum Trübsee und weiter zum Jochpass problemlos radeln können. Locker. Hoch wie ein Irrer kann ja jeder. Aber dieses «Hochstieren» ist doch primitiv, oder? Also widerstanden wir unserem natürlichen, fast angeborenem Drang nach Schweiss und steilen Aufstiegen unter Aufbringung grösstmöglicher Selbstdisziplin – und kauften umzingelt von Hunderten von Touristen ein Ticket für die Gondel und den anschliessenden Sessellift. Eine gute Wahl: Ich glaube kaum, dass die Hochradler noch Augen haben für die Aussicht. Wir hingegen genossen jeden einzelnen Augenblick! Die Bergwelt in der Urschweiz ist von so atemberaubender Schönheit, dass wir – eben ja – beinahe das Atmen vergassen. Mit offenen Mündern und staunenden Augen liessen wir die Natur auf uns wirken und sogen sie förmlich in uns auf. Obwohl die Schweiz fast überall sehr schön und sauber ist, wird einem dieser Fakt an einem solch fast kitschig-schönen Ort noch bewusster. Wie gemalt posierten die Bergriesen in gleissendem Sonnenlicht nur für uns, die Felsen und Flanken sauber geputzt, die kleinen Wäldchen frisch gewaschen, da und dort noch ein Fleckchen Schnee zur Verzierung. Unfassbar wunderbar!

Aber halt! Aufgewacht! Wir waren ja nicht zum Spass hierher gekommen, den können wir auch am Bachtel oder auf dem Hörnli haben. Es galt, Hunderte von Tiefenmeter zu … unterwinden? (Gibt es dieses Wort bereits? Oder habe ich es jetzt gerade erfunden?). Gleich zu Beginn wartete der Hells-Bells-Trail auf uns, die Abfahrt vom Jochpass hinunter zum Engstlensee. Der Trail machte seinem Namen alle Ehre, schlängelte er sich zwar recht flowig, aber mit groben Steinen und schrägen Passagen durchsetzt, ziemlich steil und sehr holperig in die Tiefe. Mittlerweile – und darauf dürfen wir wirklich stolz sein – flössen uns solche Abfahrten nicht mehr eine Heidenangst, sondern nur noch Respekt ein. Wir fuhren den Trail flüssig und zackig, ohne dabei je übermütig zu werden und unsere Grenzen zu überschreiten. Genau so macht Biken richtig Spass – mit einer Hühnerhaut vor Spannung und Freude, aber ohne Angst in Bauch und Herz. Und weils so schön war, gings flugs noch einmal hoch – um nach dem Hells auch dem Bells noch seinen Meister zu zeigen (aufdiebrustklopf).

Randvoll mit Glückshormonen pedalten wir anschliessend gediegen dem Engstlensee entlang, um in einer lieblichen Alpbeiz mit äusserst charmanter Bedienung eine erste kleine Stärkung zu uns zu nehmen – Auge, Gaumen und Bauch biken halt auch mit. Erst dann fühlten wir uns stark genug für die einzigen 200 Höhenmeter hoch zum Geisstritt, der die Skigebiete Engelberg und Melchsee-Frutt voneinander trennt. Dieser Bergweg ist zwar zünftig steil, aber noch im Bereich des Fahrbaren, trotzdem werden Mountainbiker angehalten, vom Rad zu steigen und es zu schieben. Grund dafür ist, dass links die Felswand nahezu senkrecht abfällt und kein Sicherungsseil vorhanden ist… Nach diesem veritablen Test in Sachen «Trittsicherheit und Schwindelfreiheit» mussten wir, um unsere Nerven zu schonen, auf der Tannalp zwingend währschaftes zu Mittag essen. Einfach um den Puls wieder auf dreistellige Werte zu senken …

Weiter gings um den blau-grünen Tannensee durch Feld und Fauna hinüber zum Melchsee, der nicht weniger tiefblau und lieblich eingebettet von monumentalen Bergriesen umzingelt daliegt.
Nur wenige Meter hinter dem letzten Haus des Ortes Frutt war dann aber schnell «Fertig lustig» mit Gemütlichkeit, seichtem Dahinröllelen und staunend die Natur beliebäugeln. Die Abfahrt hinunter nach Stöckalp – (ich weiss jetzt, wie sich ein Tshirt nach dem Schleudergang fühlen muss … oder die Banane im Shake nach dem Mixer … es ist klar, was ich meine?) – war etwas von Allergrossartigsten, das wir in unserem (zugegeben noch recht überschaubaren) Bikerleben gefahren sind!
Schlicht W-O-W!

Der rot-weiss gekennzeichnete Wanderweg fiel zwar steil ab, aber genau in dem Mass, in dem man nicht schon vorher mit seinem Leben abgeschlossen haben muss. Ruppige, geröllhaldenartige Abschnitte mit hohen Absätzen, flowige Singletrails, spielerische Bodenwellen und kleine Sprünge sowie technisch anspruchsvolle Spitzkehren wechselten sich munter ab und sorgten dafür, dass sowohl unsere Begeisterung, wie unser Glückshormonspiegel wie auch unsere Konzentration immer am obersten Limit klebten. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten wir uns beim Anblick einer solchen Abfahrt gegenseitig angeschaut und gedacht: «Erst wenn Du fährst, fahre ich auch». Worauf wir schliesslich beide ohne einen Mucks vom Rad gestiegen und es klag-, freud- und hilflos den Hang hinuntergeschoben hätten. Heute meistern wir solche Passagen nicht nur souverän, sondern freuen uns sogar darauf. DAS ist Fortschritt. Und darauf bin ich richtig stolz.

Erste-Hilfe-Set und Schoner sind halt eben doch wichtig.

Trotz allem verbliebenen Respekt vor der Geschwindigkeit und der daraus resultierenden Wucht kann immer etwas passieren. Leider hängte Thomas kurz vor der Stöckalp zwischen zwei Steinen an, weshalb es ihm den Lenker zur Seite riss und er von seinem Bike geworfen wurde. Die Folge war eine hässliche, stark blutende Wunde am Ellbogen, die wir dank Rogers immer einsatzbereitem Erste-Hilfe-Set zwar hübsch, aber trotzdem nur notdürftig verarzteten. Immerhin hielt der «Heb-Chlepf-Verband» so gut, dass Thomas die Fahrt relativ problemlos und ohne grössere Einschränkungen zu Ende bringen konnte. Der Sturz war umso ärgerlicher, als es nach der Stöckalp kaum mehr Gelegenheiten gegeben hätte, sich unfreiwillig von seinem Rad zu trennen. Zu lieblich, zu hübsch und zu flach folgte der Weg über Wiesen und Wäldchen dem Fluss Melch bis hinter Melchtal, von wo es auf asphaltierter Strasse mit tief über den Lenker gebeugtem Haupt und ohne eine Pedalumdrehung zu viel hinunter nach Kerns und von dort flach und auf dem offiziellen Veloweg nach Stans ging.

Sich zurück am Angangspunkt zu mokieren über einen etwas unspektakulären Abschluss dieser Tour wäre anmassend und schlicht doof. Das verkäme zu einem Suchen nach dem Haar in der delikaten Suppe. Zu mächtig, zu nachhaltig und schlicht zu atemberaubend schön waren die vorangegangenen Abfahrten und Trails, die Bergwelt, die Natur und das Postkartenwetter. Viel zu viele bleibende Eindrücke, Dankbarkeit und Glück strahlten aus unseren Augen und nicht weniger aus unseren sonnenverbrannten Gesichtern, als wir uns am Stanserhorn vorbei auf den Rückweg machten. Nur für mich selber, ganz kurz und ganz still in mich hinein, dachte ich: «Aber de Bachtel und s Hörnli sind aber gliich au schön».

Wer mehr solche lustigen Berichte von Andi und Roger lesen möchte, kann sich gerne auf Bike4Plausch bedienen. Die beiden freuen sich auf deinen Besuch.


Bike4Plausch – Andreas Steiner & Roger Schüeber

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