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PAEDII LUCHS, 16.10.2019

Eine ausführliche Beschreibung was du alles beim Fotografieren der Milchstrasse beachten musst – Planung, Shooting, Equipment & Bearbeitung.

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, die Milchstrasse in einer dunklen Nacht zu betrachten und vielleicht sogar die Nacht im Freien zu verbringen, während man den Himmel beobachtet.
Und sich an diese Momente zu erinnern, indem man ein Bild davon macht, bringt unglaublich viel Freude.

Die Qualität deiner Milchstrassenbilder hängt von vielen Faktoren ab. Ich habe eine kurze Anleitung verfasst, die dir helfen wird, selbst wenn du gerade erst deine erste Kamera gekauft hast. Hier zeige ich dir, wie ich dieses Bild vom Belvedere Hotel in der Schweiz geplant, aufgenommen und bearbeitet habe.

Planung von Zeit und Ort

Bevor man sich auf den Weg machen und Bilder schiessen kann, muss man zunächst wissen, wann und wo die Milchstrasse zu sehen sein wird. Du kannst die Milchstrasse das ganze Jahr über an einem klaren, dunklen Nachthimmel sehen. Wenn du allerdings den galaktischen Kern fotografieren möchtest, der Teil der Milchstrasse welcher am eindrucksvollsten aussieht, ist die Zeit zwischen Februar und Oktober am besten. Das liegt daran, dass sich die Milchstrasse höher am Himmel befindet.

Die Milchstrasse steigt das ganze Jahr über wie folgt an:

  • Während des Frühlings erscheint sie am südöstlichen Horizont vor der Morgendämmerung.
  • Im Sommer solltest du gegen Mitternacht genau in Richtung Süden schauen.
  • Und im Herbst steigt sie gen Südwesten. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit.

In der Regel benutze ich für grobe Erkundungen eine Karte und suche lediglich nach Standorten, die nach Süden ausgerichtet sind. Später überprüfe ich den Standort während des Tages zur genaueren Planung und verwende die PhotoPills-App mit ihrer Augmented Reality-Funktion.

Künstliches und natürliches Licht

Ein weiterer wichtiger Faktor während der Planung ist künstliches und natürliches Licht. Es hellt den Nachthimmel auf und verschlechtert den Blick auf die Milchstrasse.

Vermeide grössere Städte in der Nähe deines ausgewählten Standorts.

Beobachte ausserdem die Mondphase. Die perfekte Zeit ist während eines Neumonds. Aber du erhältst auch gute Resultate, wenn du das Shooting während eines Monduntergangs vor Einbruch der Dunkelheit oder bei Mondaufgang am Morgen planst.

Auch hier benutze ich die PhotoPills-App, um die Mondphase zu berechnen und zu planen. Plane schliesslich dein Shooting nach der astronomischen Dämmerung, wenn es so dunkel ist, wie es nur möglich ist. Auch diese Informationen findest du in PhotoPills.

Scouting

Zudem solltest du dich nach einem Standort umschauen, der die Sicht auf den Horizont nicht zu stark einschränkt. Versuche am besten einen erhöhten Ort zu finden oder halte Abstand zu hohen Gebirgszügen, wenn du von einem Tal aus fotografieren möchtest. Sobald du den idealen Standort gefunden hast, optimiere deine Vorbereitungen, indem du den Standort vorab bei Tageslicht auskundschaftest. Auf diese Weise kannst du verschiedene Optionen ausprobieren, ohne unter Zeitdruck zu stehen. Verwende die PhotoPills-App, mit der du den Nachthimmel in Augmented Reality anzeigen lassen kannst. Du kannst versuchen ein Motiv für den Vordergrund zu finden, welches das Bild noch interessanter gestaltet, wie ich es bei diesem alten Hotel getan habe. Aber die Milchstrasse bei freiem Himmel zu fotografieren ist auch bereits unglaublich schön.

Bildaufbau

Alles klar! Kommen wir nach all dieser Planung endlich zum aufregenden Teil. Und tatsächlich ist es auch der einfachste Teil.

Wenn du den Ort nicht im Voraus erkundet hast, solltest du früh genug eintreffen, um einen guten Bildaufbau zu gewährleisten, indem du erneut mit PhotoPills sicherstellst, dass die Milchstrasse sich an der richtigen Stelle zeigt. In der Regel frame ich die Aufnahme zur blauen Stunde und ändere dann meinen Kamerawinkel nicht mehr.

Für dieses Bild habe ich mich darauf eingestellt, den Kern direkt neben dem Hotel zu sehen. Ich habe das Gebäude aufgrund der symmetrischen Strasse genau in der Mitte platziert. Mein Bildaufbau sollte ein breiteres Format haben, aber aufgrund vieler Autos, die in meinem Sichtfeld fuhren und parkten, musste ich näher ran.

Sei also stets bereit, dich der Situation anzupassen und halte dich nicht mit diesen kleinen Herausforderungen auf, wenn du dich für einen berühmten Ort wie diesen entschieden hast. Schliesse stattdessen Freundschaften mit den anderen Fotografen. Frage nach ihrer Herangehensweise an die Szene und versuche dein bestes Bild zu schiessen 😉 

Vergiss auch nicht, die Milchstraße für ein paar Momente zu bewundern. Darum geht es nämlich beim Fotografieren.

Einstellungen

  • Schalte deine Kamera in den manuellen Modus, was dir die vollständige Kontrolle über ISO, Blende, Verschlusszeit und Weissabgleich gibt.
  • Nimm das Foto in RAW auf, wenn dieses Format von deiner Kamera unterstützt wird, da du mit RAW das Beste aus deinem Bild herausholen kannst, sobald du es in der Postproduktion bearbeitest.
  • Halte die Blende für den gesamten Aufnahmevorgang so weit wie möglich offen (kleinste Blendenzahl).
  • Versuche es mit einem Weissabgleich zwischen 3500 und 3800, wenn du nicht in RAW aufnehmen kannst. Beim Aufnehmen von RAW-Bildern kann das aber (meiner Meinung nach) vernachlässigt werden, da es das Bild für die Nachbearbeitung nicht beeinträchtigt.
  • Fokussiere auf einen hellen Stern. In der Regel zoome ich 10x über mein Display und drehe den Fokus Ring, sodass der Stern so klein wie möglich erscheint. Dann mache ich eine Testaufnahme und prüfe, ob der Fokus ideal ist.

Denke beim Testen der Einstellungen daran, dass du durch Verdoppeln des ISO-Werts die Verschlusszeit des Bildes bei gleicher Belichtung halbieren kannst und umgekehrt. 

Um eine Aufnahme im Dunkeln erneut zu framen, kannst du extrem hohe ISO-Werte und kurze Verschlusszeiten verwenden. Die Bilder werden unbrauchbar, aber du verschwendest nicht so viel Zeit, um den perfekten Winkel ausfindig zu machen. Diese Methode hilft dir ausserdem dabei, schnell den perfekten Fokus zu finden.

Verwende einen Fernauslöser oder einen Zwei-Sekunden-Timer für deine Kamera, um das Bild aufzunehmen. Dies verhindert, dass die Kamera verwackelt und das Bild unscharf wird.

Die Sterne so scharf wie möglich machen

Sobald du einen geeigneten Bildaufbau gefunden hast, probiere verschiedene Einstellungen für ISO und Verschlusszeit aus. Je weiter das Objektiv, desto länger kann die Verschlusszeit sein, ohne dass die Sterne zu verschwommen dargestellt werden, was durch die Erdrotation verursacht wird. Das Display meiner Lumix hat eine sehr hohe Auflösung, deswegen zoome ich immer weit hinein und überprüfe die Schärfe, bevor ich den Fokus anpasse. Es gibt Regeln, mit denen du für jede Brennweite die optimale Verschlusszeit berechnen kannst. Höre in der Fotografie aber stets auf dein Herz. Wenn du das Gefühl hast, dass die Sterne zu verschwommen sind, dann verringere die Verschlusszeit und versuche es mit einer höheren ISO. Probiere auf jeden Fall verschiedene Einstellungen aus, damit du das beste Bild zuhause auswählen kannst.

An diesem Tag wusste ich, dass ich meine G9 auf maximal ISO 3200 pushen kann, wenn ich ein akzeptables Rauschen haben möchte. Dies führte zu einer Verschlusszeit von 15″.

Das Einfache beim Aufnehmen des Nachthimmels ist, dass du fast immer ähnliche Einstellungen verwenden kannst.

Möchtest du mehr zum Thema Equipment und Nachbearbeitung erfahren?


Paedii Luchs

Outdoor Fotograf

@paedii
@Plpictures

Lieblingsgegenstand bei LINGS: Panasonic Lumix G9

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